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Mach es wie der Frühling: Blühe!
Frühling. Freudenbringer mit „holdem, belebendem Blick“, farbfroher Herzschlag zwischen winterlicher Erstarrung und neu erwachender Lebendigkeit. Wie ein riesengroßes Lächeln liegt er auf der Welt, weckt mit ersten wärmenden Sonnenstrahlen die Natur aus ihrem Tiefschlaf und küsst dabei auch unsere müden Lebensgeister wach. „Wach auf und genieße!“ scheint er zu flüstern, dieser heitere Blumenbote, dessen Herz in jeder Blüte schlägt.
Aufbruchsstimmung all überall. Ein jedes drängt ans Licht. Neben Frühblühern und dem kühnen Lied der Amsel melden sich Frühlingsgefühle zu Wort. Ja, der Frühling hat das Zeug, das Grünzeug, hätte ich beinah gesagt, ungeahnte Gefühle in uns zu wecken. Weil er uns zeigt, dass Neuanfänge möglich sind. Öffnen wir unser Herz für seine Wärme, sein Licht und die Hoffnung, die er schenkt.
Auch alte Bäume grünen
Der Frühling ist eine Zeit des Aufbruchs. Es ist diese überschäumende Lebensfreude, die er versprüht, diese veilchenblaue, himmelhochjauchzende Lust. Als hätte die Natur plötzlich nichts anderes als Flausen im Kopf, als sei sie trunken vor Glück und ihr Puls ein wenig schneller als gewöhnlich. Sie „kribbelt“ uns „auf eine unanständige Weise im Blute“ wie es bei Thomas Mann heißt. Ohne Frage besitzt der Frühling den Charme der Jugend. Diesen ungezähmten, mitreißenden Schwung, dieses fröhliche Herzflattern, diesen ganz speziellen Jubel. Dennoch ist er keine Sache der Jugend allein. Schließlich grünen auch die alten, selbst die uralten Bäume. Natürlich hat sich in unserem Leben, wenn wir bereits ein wenig in die Jahre gekommen sind – wir zur fortgeschrittenen Jugend gehören, wie ich gern sage – natürlich hat sich einiges verändert. Das Alter hat so seine Launen. Vielleicht sind wir nicht mehr so temperamentvoll und begeisterungsfähig wie einst, sind im Laufe der Zeit ruhiger, gesetzter und auch ein wenig antriebsloser geworden. Das Leben hat seine Spuren hinterlassen. Und doch, Hand aufs junge, alte Herz! – der Frühling ist und bleibt eine Herrlichkeit, ein Fest für die Sinne. Das fröhliche Tirilieren der Vögel, das erste zarte Grün, die täglich höher steigende Sonne, der Duft des Neuanfangs, das alles ist süß wie eh und je. Wir müssen uns nur anhauchen, berühren lassen. Kaum ist das geschehen, spüren wir auch schon unser ureigenes Frühlingserwachen. Wir sind erfüllt von Freude, fragen uns, wo auch in unserem Leben etwas neu beginnen möchte, wo unser Lebenslied anders klingen könnte als bisher. Es ist nie zu spät, sich selbst ganz neu zu begegnen. Vielleicht möchten wir einen neuen Schritt wagen, den wir lange vor uns hergeschoben haben. Oder wir sind bereit, alte Muster hinter uns zu lassen. Der Frühling zeigt uns, dass Veränderung nicht nur möglich, sondern zum Leben dazugehört.
Zeit des Erwachens
Lauschen wir der Stimme unseres Herzens, die uns rät, das Schneckenhaus, in das wir uns den Winter über zurückgezogen haben, zu verlassen. In jenen kalten, dunklen Monaten, wo wir Gelegenheit hatten, innezuhalten, nachzudenken, vielleicht auch alte Muster loszulassen. Nun ist die Zeit gekommen, neue Wege zu beschreiten, neue Gedanken zuzulassen und mutig aufzublühen. Zeit des Erwachens, nenne ich das. Seien wir wie die Natur in Aufbruchsstimmung. Sehnen wir uns nach einem Quantum Abenteuer. Was will blühen in mir? Wo ist die Zeit für einen Frühjahrsputz gekommen? Welche Facetten meiner Persönlichkeit warten darauf, neu entdeckt zu werden? Wenn wir diesen Fragen genügend Aufmerksamkeit und Zuwendung schenken, dann kommen uns auch Ideen. Lassen wir uns vom Blühen ringsumher inspirieren, Wünsche, Träume und Sehnsüchte ans Licht zu bringen!
Schlussgedanke: „Denn vorbei ist der Winter … Auf der Flur erscheinen die Blumen: Die Zeit zum Singen ist da.“ Hohelied